
In einem Interview mit der Finanzseite finews.ch im März 2021 analysiert Yves Mirabaud, geschäftsführender Gesellschafter der Mirabaud-Gruppe, die Ergebnisse des Jahres 2020 und beschreibt die Ziele seines Unternehmens für die kommenden Monate.
Rückblick auf ein Jahr der Pandemie
Das Jahr 2020 war geprägt von der COVID-19-Pandemie, die zu einem Gewinnrückgang der Genfer Bank im Vergleich zu 2018 und 2019 führte. Yves Mirabaud betont jedoch, dass dieses Ergebnis nur deshalb schlecht erscheint, weil es mit zwei aussergewöhnlichen Jahren verglichen wird. Trotz eines Ertragsrückgangs von 8 % gegenüber 2019 gehört das Jahr 2020 (mit einer Eigenkapitalrendite von 15 %) zu den fünf besten in der Geschichte von Mirabaud – eine bemerkenswerte Leistung, wenn man bedenkt, dass die Privatbank im Jahr 1819 gegründet wurde! Zu den Faktoren, die sich negativ auf die Erträge auswirkten, gehörten der schwache US-Dollar sowie niedrigere Provisions- und Handelserträge, die auf die vorsichtige Absicherungsstrategie zurückzuführen sind, die Mirabaud während eines Teils des Jahres verfolgte. Diese Verluste wurden teilweise durch Einsparungen aufgrund geringerer Ausgaben in bestimmten Bereichen wie Sponsoring von Veranstaltungen, Reisekosten und Unterhaltung ausgeglichen. Auch sie waren eine Folge der Pandemie.
Behutsamkeit im Interesse der Kunden und Kundinnen
Angesichts der bevorstehenden Turbulenzen auf dem Finanzmarkt entschied sich die Mirabaud-Bank für eine gewisse Vorsicht und wählte eine Absicherungsstrategie, um die Kundenportfolios zu sichern. Yves Mirabaud steht zu dieser Entscheidung: «Wir mögen altmodisch und konservativ erscheinen, aber unsere Kultur besteht nicht darin, aggressiv auf dem Markt aufzutreten. Wir haben keine Beschwerden von unseren Kundinnen und Kunden erhalten. Ihre Portfolios waren weniger schwankungsanfällig, die Kunden kamen dadurch nicht um den Schlaf und die Performance war in fast allen Fällen positiv.» Diese vorsichtige Strategie mag für die Interessen der Kunden und Kundinnen das Beste gewesen sein, weniger jedoch für die Einnahmen der Mirabaud-Gruppe.
Perspektiven für die Zukunft
Das Hauptziel der Mirabaud-Bank für die nächsten Monate ist die Verstärkung seiner Beratungstätigkeit im Bereich Corporate Finance, insbesondere bei Fusionen und Übernahmen. Zu diesem Zweck wird die Genfer Gruppe das Personal in lokalen Niederlassungen wie etwa Paris und Zürich weiter aufstocken. Mirabaud plant auch, sich an einem Immobilien-Private-Equity-Fonds zu beteiligen. Ein weiteres Ziel ist die Konsolidierung der Aktivitäten von Mirabaud im Nahen Osten und in Lateinamerika. Dies folgt auf die jüngste Expansion der Gruppe in diesen Regionen mit der Eröffnung von Niederlassungen in Abu Dhabi, São Paulo und Montevideo im Jahr 2019.
Investitionen in die technologische Infrastruktur
Eine der Prioritäten, so Yves Mirabaud, ist die Investition in neue Bankentechnologien. Die proprietäre Plattform, die sie seit etwa 30 Jahren verwenden und intern entwickeln, stösst in der Tat bei den modernen Bedürfnissen eines Bankinstituts wie Mirabaud an ihre Grenzen. Deshalb hat die Bank beschlossen, in eine neue digitale Infrastruktur zu investieren.
Nachhaltigkeit und ESG
Die Mirabaud-Gruppe ist bekannt für ihr langjähriges Engagement zugunsten nachhaltiger und sozialverträglicher Anlagepraktiken. Die ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Corporate Governance) stehen im Mittelpunkt der Philosophie von Yves Mirabaud und seines Konzepts für das Bankgeschäft: «Ich bin überzeugt, dass Banken Teil der Lösung sind. Es liegt an uns Banken, das Geld der Anleger in neue Technologien zu lenken, welche die Auswirkungen des Klimawandels abmildern können. Wir sind dazu bestens in der Lage und können hier eine wichtige Rolle spielen.» ESG-Aspekte werden bei den Produkten und Dienstleistungen von Mirabaud beachtet. Zudem beabsichtigt die Gruppe, sie weiterhin zu fördern.
Yves Mirabaud ist seit 2012 geschäftsführender Gesellschafter der Mirabaud-Gruppe. Nach seinem Abschluss am Institut des Hautes Études Internationales de Genève arbeitete er bei verschiedenen Finanzinstituten, bevor er 1993 zu Mirabaud wechselte. Von 2010 bis 2011 war er zudem Vorsitzender des Groupement des Banquiers Privés Genevois und von 2015 bis 2021 Präsident der Vereinigung Schweizerischer Privatbanken. Die Mirabaud-Gruppe mit Sitz in Genf ist in zehn Ländern auf vier Kontinenten tätig und beschäftigt über 700 Mitarbeiter.
Mehr über Mirabaud erfahren Sie hier: https://citywire.ch/news/mirabaud-records-12-aum-increase/a1547947